Amphibienrückgang ist nicht die Schuld der Störche
Störche werden häufig für den Rückgang der Amphibien verantwortlich gemacht, doch so einfach ist das nicht. Mit einfachen Schuldzuweisungen kommt man nicht weiter.
Der Bestand an Amphibien – Kröten, Lurche, Molche – ist laut dem Bund Naturschutz in den letzten Jahren um bis zu 80 Prozent zurückgegangen.
Manch Umweltfreund macht für diesen Rückgang die Weißstörche verantwortlich, vermutet sogar, es sei inzwischen kontraproduktiv, den Störchen weiterhin zu Hilfe zu kommen, wenn sie beispielsweise an ungeeigneter Stelle ein Nest errichtet haben.
Störche werden zu Sündenböcken
Der Storch darf nicht zum Sündenbock gemacht werden. Die Natur ist sehr komplex, da kommt man mit einfachen Schuldzuweisungen nicht weiter . Dass das Gleichgewicht nicht mehr da ist, das hängt viel mehr mit dem Menschen zusammen als mit dem Storch.
Die Monokultur in der Landwirtschaft, das Ausbringen von Pestiziden, die Versiegelung von Bodenflächen und das Verschwinden von Feuchtbiotopen machen den Amphibien viel mehr zu schaffen als die Störche. Der Klimawandel mit seiner Hitze und Trockenheit bringt die Laichgewässer zum Austrocknen. Diese Entwicklung sieht man seit den 60er-Jahren. Natürlich wird auch einiges getan, um dem entgegen zu wirken, etwa durch die Erstellung von Ausgleichsflächen oder auch die Arbeit der Naturschutzverbände.
Der Bestand an Weißstörchen hat sich zwar stark erholt, aber es gibt auch beim Storch eine natürliche Auslese, etwa durch kalte und regnerische Phasen während der Zeit der Aufzucht. Das war auch dieses Jahr der Fall.
Fast aus jedem Nest überlebten ein oder zwei Junge nicht oder die Brut wurde abgebrochen.
Vereinskollege Jürgen Vogelbacher, an der Vogelwarte Radolfzell ausgebildeter Beringer: "In diesem Jahr haben wir bei der Beringung der Jungstörche festgestellt, dass fast aus jedem Nest ein oder zwei Jungtiere nicht überlebt haben. Im Durchschnitt rechnen wir mit etwa 80 bis 120 Jungtieren pro Jahr".
"Störche ernähren sich nicht nur von Fröschen, das hat sich bei uns eingegraben wegen der entsprechenden Kinderlieder und -geschichten. Sie fressen allerhand Kleintiere wie etwa Mäuse, Schnecken, Würmer, aber auch, gerade zur Zeit der Aufzucht, vorwiegend Insekten, beispielsweise Heuschrecken."
Es gäbe weniger Störche, wenn das Nahrungsangebot nicht ausreichen würde, das reguliert die Natur von selbst. Wenn wir Tiere retten, weil sie in Lebensgefahr sind, greifen wir nicht unnötig ein, sondern regulieren etwas, das meist durch menschliches Handeln vorher aus dem Gleichgewicht gebracht worden ist.
Bezüglich des Amphibiensterbens ist auch ein stark verbreiteter, tödlicher Hautpilz zu nennen (Chitridpilz), der vermutlich aus Südafrika eingeschleppt worden ist, und auch der Rückgang an Stechmücken durch den Einsatz von BTI steht im Verdacht, denn dieser sorgt für eine Reduzierung des Nahrungsangebots für Amphibien.
Naturschützer können auch schon im kleinen Rahmen für das Überleben der Amphibien aktiv werden, indem sie Kellerschächte absichern, in denen sich Kröten gerne verfangen und nicht aus eigener Kraft befreien können, indem sie Feuchtflächen in ihrem Garten freihalten und Laubhaufen als Zufluchtsorte vorhalten.
Amphibien schützen, aber Störche nicht verunglimpfen
Fazit: Die Vorstellung vom Frösche schnappenden Meister Adebar ist zwar durchaus differenziert zu sehen, muss aber nicht gleich in die Verboten-Kiste gesteckt werden. Ganz falsch ist sie ja auch nicht, denn zur Zeit ihrer Entstehung gab es eben noch keine Umweltzerstörung und keinen Klimawandel.
Die Parole muss also heißen: Amphibien stärken und schützen, aber Störche nicht verunglimpfen, sondern sich an den schwarz-weißen Geschöpfen mit den langen Beinen und Schnäbeln freuen.